« Wieso haben Kinder schlimme Träume und wie geht man damit um? »
Erst ist ein kurzer Schrei zu hören, dann ein Weinen. Tapps, tapps, tapps und schon kriecht das Kleine zwischen Mama und Papa ins Elternbett. "Ich hatte einen Albtraum!" oder "Da sind Monster in meinem Zimmer!" heisst es dann. Doch was tut man als Eltern jetzt am besten? Woher Albträume bei Kindern kommen, wie Sie als Eltern angemessen mit ihnen umgehen und was die Unterschiede zu anderen Schlafstörungen beim Kind sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was sind Albträume?
Jeder Mensch hat Träume. Daher belasten auch Albträume hin und wieder fast jeden im Schlaf. Jedoch kommen Sie bei Kindern zwischen 5 und 10 Jahren am häufigsten vor. 50 - 70 % dieser Altersgruppe werden beim Schlafen von gruseligen Szenen heimgesucht. Diese erzeugen sehr starke, negative Gefühle in Form von Ärger, Ekel oder Angst. Der Träumende schreckt schliesslich aus dem Schlaf hoch und ist hellwach.
Schlecht getraeumt
Bereits während der Traumphase sind Blutdruck und Puls nach oben gegangen. Kinder brauchen dann etwas Zeit, bis sie sich wieder so beruhigt haben, dass sie weiterschlafen können. Albträume bei Kindern sind absolut normal. Ihren Kinderarzt sollten Sie dann um Rat fragen, wenn die bösen Träume regelmässig oder mehrmals pro Woche vorkommen. Der Grund, weshalb kleine Schulkinder im Schnitt häufiger als Erwachsene an dieser Form der Schlafstörungen leiden, liegt in der Gehirnentwicklung begründet.
Manche Bereiche des Gehirns entwickeln sich schneller als andere. Das kann zu einer unausgewogenen Verarbeitung der Erlebnisse führen.
Dies ist jedoch nur die Begründung für die höhere Prävalenz von Albträumen bei Kindern. Die spezifischen Ursachen müssen woanders gesucht werden.
Ursachen für Albträume
Der jeweilige Auslöser für einen Albtraum ist schwierig zu ermitteln. Es muss auch kein einzelnes Ereignis sein, sondern kann aus einer Kombination verschiedener schwieriger Situationen bestehen. Ursachen für Albträume sind in der Regel sehr intensive, Angst erzeugende Erlebnisse. Eine Schlafstörung wird bei Kindern meist in Zeiten von akuten oder chronischen Belastungen vermehrt beobachtet.
Als Ursachen kommen zum Beispiel folgende Dinge in Betracht:
- Stress in der Schule
- Spannungen in der Familie/ im sozialen Umfeld
- Neue/r Partner/in von Mutter/ Vater
- Neuer Lebensabschnitt (z. B. Übergang in die Schule)
- Scheidung der Eltern
- Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen
Gerade der letzte Punkt hat das Potenzial, noch Jahre später für Albträume zu sorgen. Leider kann vom Inhalt des Traumes nicht unbedingt die Ursache abgeleitet werden. Im Schlaf werden vorrangig die intensiven Gefühle aus einem Ereignis aufgearbeitet. Die Bilder selbst können einem ganz anderen Kontext entspringen.
Schlafloses Maedchen versteckt sich hinter der Decke
Schlafstörungen bedeuten übrigens nicht, dass man als Eltern etwas falsch gemacht hat. Sie sind ganz normale Erscheinungen im Lernprozess, sich in der Welt zurechtzufinden. Es wird sogar eine gewisse genetische Veranlagung für Albträume angenommen. Gerade sensible und kreative Kinder scheinen nämlich anfälliger für Stress zu sein und daher eher schlechter zu schlafen.
Unterscheidung von anderen Schlafstörungen
Am häufigsten werden Albträume bei Kindern mit dem sogenannten "Nachtschreck" verwechselt. Der „Pavor Nocturnus" unterscheidet sich aber ganz deutlich von Angstträumen. Das Kind schreckt hierbei aus dem Schlaf hoch, ist sehr unruhig und weint oder schreit sogar. Allerdings ist es nicht richtig wach und daher auch nicht ansprechbar. Innerhalb kurzer Zeit beruhigt es sich normalerweise wieder und schläft weiter.
Nach einem Albtraum ist er hingegen hellwach, reagiert auf Reize aus seiner Umwelt und braucht oft einige Zeit, um wieder zu schlafen.
Ausserdem tritt der Nachtschreck eher in der ersten Nachthälfte auf, Albträume in der zweiten. Während Kinder zwischen 5 und 10 Jahren eher an Schlafstörungen wie Albträumen leiden, sind Kleinkinder zwischen 2 und 4 Jahren häufiger vom Pavor Nocturnus betroffen.
Albträume bei Kindern vermeiden
Es gibt ein paar einfache Regeln, die die Wahrscheinlichkeit von schlechten Träumen verringern können. Eine Garantie hat man allerdings nie. Es ist jedoch hilfreich, bestimmte Einschlafrituale zu entwickeln. Das kann das Vorlesen einer Geschichte sein, das Ins-Bett-Bringen der Kuscheltiere oder die Reinigung des Zimmers von bösen Monstern. Letzteres ist eine gute Strategie für Vorschulkinder. Schulkindern kann man durchaus auch erklären, dass es keine Monster gibt. Im Gegensatz zu den jüngeren Kindern können sie bereits Fantasie und Realität auseinanderhalten.
Vorlesen einer Geschichte als Einschlafritual
Insgesamt hilft ein fester Tagesablauf dabei, Ruhe und Ordnung in den Alltag zu bringen. Dadurch sind Schlafstörungen allgemein weniger wahrscheinlich. Ausserdem ist es sinnvoll, besonders aufregende Tagesereignisse vor dem Schlafengehen zu besprechen. So können sie wach verarbeitet und einsortiert werden. Fernsehen sollte hingegen in den letzten Stunden vor dem Bettgehen vermieden werden. Selbst wenn es kindgerechte Sendungen sind, wird das Gehirn auf eine Art und Weise aktiviert, die einen ruhigen Schlaf behindert.
Weitere Möglichkeiten für einen albtraumfreien Schlaf zu sorgen, sind die Installation eines Nachtlichts, ein Kuscheltier oder Kuscheltuch, das nachts immer im Kinderbett schlafen darf. Auch so manches Placebo wie eine Creme oder ein Duftkissen gegen Albträume können Wunder wirken.
Wie sollten sich Eltern nach Albträumen verhalten?
Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter wegen böser Träume nachts hochschreckt und sogar weint, ist eines sehr wichtig: Zuwendung und Verständnis. Machen Sie das Licht an, nehmen Sie ihn oder sie in den Arm und vermitteln, dass nun alles wieder gut ist. Tun Sie die Träume nicht als Hirngespinste ab. Wenn das Weiterschlafen schwerfällt, halten Sie die Hand fest oder nehmen Ihr Kind einfach mit ins Elternbett. Manchmal hilft es auch, die Türen offenzulassen oder sich selbst neben dem Kinderbett schlafen zu legen.
Mutter troestet kleinen Jungen nach Albtraum
Am Tag nach dem Albtraum sollten Sie Ihren Zögling ermuntern, davon zu erzählen. Zwang oder Bestechung ist hier natürlich unangebracht. Vielleicht mag es die Figuren oder Szenen aus dem Traum malen. Ist es alt genug, kann es den Traum auch aufschreiben. Seien Sie der Geschichte gegenüber offen, aber fantasieren Sie nicht selbst noch mehr hinzu. Überlegen Sie stattdessen gemeinsam mit Ihrem Kind, was bei solch einem schlechten Traum helfen könnte. Lassen Sie es eine schützende Figur mit in das Traumbild malen. Überlegen Sie gemeinsam ein gutes Ende für die beängstigende Geschichte.
Auch ein selbst erdachter Zauberspruch kann eine wirksame Waffe gegen eine Wiederholung des Albtraums sein.
Schlafstörungen beim Kind sind also etwas ganz Normales. Solange sie nicht häufig oder regelmässig auftreten, müssen Sie sich keine Gedanken machen. Die Suche nach den Ursachen für Albträume kann sich schwierig gestalten, bringt aber viele aufschlussreiche Details über das Erleben Ihres Kindes mit sich.