Obwohl jedem klar ist, dass der Tod zum Leben gehört, überrascht er die meisten dann doch. Stirbt ein Familienmitglied oder ein guter Freund, kommt die Trauer unweigerlich. Erwachsene haben in der Regel eine Idee, wie die Trauerbewältigung aussehen kann. Doch wie gehen Kinder mit Trauer um? Erfahren Sie hier, welche Trauerphasen Kinder durchlaufen, wie Sie sie trösten können und wie die gemeinsame Trauerarbeit aussieht.
Wenn Kinder trauern…
Es ist ganz wichtig zu wissen, dass die Trauerbewältigung bei Kindern andere Formen annimmt als bei Erwachsenen. Je nach Alter ist allein die Idee vom Tod sehr individuell. Bis zum vierten Lebensjahr existiert meist gar keine Vorstellung vom Lebensende. Erst im Laufe des Vorschulalters etablieren sich Vergleiche mit "weggehen" und "im Himmel sein". Bis etwa zum zehnten Lebensjahr dauert es, tatsächlich die Endgültigkeit des Sterbens zu erfassen. Entsprechend ihrer Vorstellung vom Tod ist die Trauer bei Kindern also recht speziell.
Trauer kann sich bei Kindern auch in Agression äussern
Die Trauerphasen bei Kindern verlaufen anders als bei Erwachsenen. Sie haben eher wellenartige Schübe, in denen sie sehr verzweifelt, traurig oder gar aggressiv sein können. Im nächsten Moment ist dann alles wieder in Ordnung und es wird weitergespielt. Das kann für die Eltern befremdlich wirken. Aussenstehende könnten meinen, dass das Kleine überhaupt nicht trauert und Trost spenden unnötig ist. Doch schützen diese schubartigen Trauerphasen vor einer Überlastung. Das Kind ist noch nicht in der Lage, intensiv und ohne Unterbrechung zu trauern. Es braucht das "normale" Leben, um immer wieder Kraft für die Verarbeitung des Todesfalles zu tanken.
Wenn Kinder trauern, ist auch ein vorübergehender Rückschritt in der Entwicklung möglich.
Durch die besonders anstrengende Situation machen sie auf einmal wieder ins Bett oder lutschen am Daumen. Das ist normal und geht vorüber. Besorgniserregend wird es erst, wenn die Kleinen sich zurückziehen, gar nicht mehr spielen wollen und keine Freunde mehr treffen. Sollte dieser Zustand über längere Zeit andauern, ist Hilfe von einem Fachmann ratsam.
Über den Tod reden
Ein Todesfall kann im Kreise jeder Familie ganz plötzlich auftreten. Sehr hilfreich für die Trauerarbeit ist es dann, wenn das Thema Tod schon vorher einmal besprochen worden ist. Oft kommt der Nachwuchs von alleine mit Fragen dazu an. Vielleicht wird im Kindergarten darüber gesprochen oder ein Haustier stirbt. Dann ist es Ihre Aufgabe als Eltern, sich auf das Gespräch einzulassen.
Kommunizieren Sie mit ihrem Kind über den Tod
Es ist wichtig, den Tod nicht mit Beschönigungen zu erklären. Aussagen wie "Der Hase schläft jetzt ganz tief" wecken falsche Hoffnung und machen auf der anderen Seite Angst vor dem Schlafen. Die Endgültigkeit des Sterbens ist beängstigend. Dennoch muss klar sein, dass der Tote nicht wiederkehrt. Nur dann ist eine angemessene Trauer möglich. Gehen Sie bei Erklärungen beispielsweise auf die körperlichen Prozesse ein:
"Er atmet nicht mehr. Das Herz schlägt nicht mehr."
Haben Sie einen religiösen oder persönlichen Glauben, was nach dem Tod passiert, sollten Sie dies auch erklären. Es kann Kindern helfen, wenn sie zum Beispiel glauben, dass die Seele des Verstorbenen im Himmel ist. Das eröffnet Möglichkeiten für die Trauerarbeit und kann Trost spenden, da der Verstorbene noch irgendwo ist. Man kann zu ihm sprechen.
Trösten Sie ihr Kind
Mit Trauer bei Kindern umgehen
Ist tatsächlich jemand gestorben, sind Ehrlichkeit und Offenheit oberstes Gebot. Auch wenn die Trauerphasen bei Kindern für die Erwachsenen anstrengend werden können, darf ein Todesfall nicht verheimlicht werden. Wenn es Ihnen selbst zu viel wird, bemühen Sie sich um eine weniger betroffene Bezugsperson, die mit Ihrem Zögling sprechen und ihn trösten kann. Erinnern Sie sich selbst immer wieder: Wie gehen Kinder mit Trauer um? Es ist normal, wenn zwischen Phasen fröhlichen Spielens Heulkrämpfe einsetzen oder direkte Fragen nach dem Verstorbenen hochkommen.
Verbergen Sie keinesfalls Ihre eigene Traurigkeit. Von Ihnen lernt Ihr Kind, dass Trauer in Ordnung ist. Erlauben Sie sich selbst Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten, doch bleiben Sie in Ihrer Trauer authentisch. Es kann für Ihren Nachwuchs ein gutes Gefühl sein, auch Sie zur Abwechslung ein wenig zu trösten. Das nimmt ihm das Gefühl von Hilflosigkeit.
Ansonsten sind im Rahmen der Trauerarbeit feste Rituale sehr hilfreich. Sie beruhigen und geben Sicherheit. Besonders das Zubettgehen sollte einem festen Schema folgen, damit sich ein tiefer und erholsamer Schlaf einstellt. Benutzen Sie Einschlafhilfen und lesen eine schöne Geschichte vor. Falls die Dunkelheit zu beängstigend ist, schafft ein kleines Nachtlicht Abhilfe.
Wenn Kinder trauern, brauchen sie umso mehr Aktivität. In der Bewegung können sie den Stress abbauen, der sich durch das Trauern aufgebaut hat. Gibt es ein einen bevorzugten Sport, sollte dieser regelmässig ermöglicht werden.
Trost spenden
Der Sportverein oder der Spielplatz sind für Kinder wichtige Rückzugsorte während der Trauerphasen. Die "normalen" Orte abseits des trauernden Heims sind tröstliche Ankerpunkte. Informieren Sie Lehrer, Erzieher und die Eltern von Freunden über den Trauerfall. So verstehen diese besser, was los ist und können zur Trauerbewältigung beitragen. Einerseits ist beim Trauern das Gespräch mit einem Aussenstehenden manchmal viel tröstlicher als mit anderen Betroffenen. Andererseits benötigen Kinder in emotional anstrengenden Zeiten viel Zuspruch. Daher helfen vermehrtes Lob und Anerkennung bei der Bewältigung.
Seien SIe für Ihr Kind da - auch wenn Sie selbst Trauer leiden
Die Trauer bei Kindern schlägt sich schnell auf das Selbstbewusstsein nieder. Im Grundschulalter kommt es sogar vor, dass die Kinder glauben, sie hätten Schuld an dem Tod. Vielleicht haben sie zu dem Verstorbenen etwas Böses gesagt oder schlecht über ihn gedacht. Hier gilt es, gegen dieses magische Denken zu argumentieren und mögliche Schuldgefühle auszumerzen. Erklären Sie in kindgerechten Worten, was tatsächlich die Todesursache war.
Trösten funktioniert gut über körperliche Nähe. Kuscheln sollte häufig angeboten werden. Ebenso kann ein Kuscheltier für Geborgenheit sorgen. Gemeinsame Aktivitäten zur Verarbeitung des Geschehens spenden zusätzlich Trost.
Machen Sie zum Beispiel eine Erinnerungskiste mit Fotos und typischen Gegenständen des Toten. Oft hilft es auch, einen Abschiedsbrief zu schreiben oder gemeinsam Bilder für den Verstorbenen zu malen.
Zur Beerdigung gehen?
Am Schluss unserer Ausführungen zum Thema "Wie gehen Kinder mit Trauer um?" wird eine häufig gestellte Frage diskutiert: Soll das Kind mit zur Beerdigung gehen oder nicht? Grundsätzlich steht dem ab dem vierten Lebensjahr nichts entgegen. Auch bei Kindern wirkt es sich günstig auf die Trauerbewältigung aus, sich zu verabschieden. Das kann im Rahmen der offiziellen Beerdigungszeremonie sein oder vorher in kleinerem Rahmen.
Der Abschied ist wichtig zur Trauerbewältigung
Besprechen Sie im Vorfeld, wie die Beerdigung ablaufen wird. Wer tut wann was und warum? Wenn die Gelegenheit besteht, kann das Kind selbst den Ablauf mitgestalten. Es könnte beispielsweise ein Abschiedsgeschenk in den Sarg oder das Grab geben. Während der Zeremonie ist es wichtig, dass es jederzeit weggehen darf. Idealerweise gibt es eine Bezugsperson, die mit ihm etwas anderes macht, falls es mit der Situation überfordert ist. Wie bei der gesamten Trauerbewältigung sollte den Kindern auch bei der Beisetzung eine Mischung aus Freiheit und Rückhalt die nötige Sicherheit geben.